Festivalgäste in Sachsen-Anhalt "wegen Affenpocken" von Busfahrt ausgeschlossen - queer.de

2022-11-10 16:00:18 By : Ms. Candy Shen

Eigentlich hätte das Whole-Festival in Sachsen-Anhalt eine sichere Erfahrung für queere Leute sein sollen. Ein Busfahrer soll jedoch Gäste beschimpft und die Mitfahrt verwehrt haben – mit Hinweis auf die Affenpocken.

Es ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie die Stigmatisierung queerer Menschen mit dem MPX-Virus wirkt. Wie die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet, soll es am Rande des queeren Whole-Festivals im ländlichen Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) zu homofeindlichen Beschimpfungen der Festivalgäste gekommen sein. Demnach erstattete ein Mitfahrer eines Busses, der die Gäste eigentlich hätte auf das Veranstaltungsgelände bringen sollen, Anzeige gegen den Fahrer. Der Vorfall soll sich bereits am Freitag, dem 26. August, ereignet haben. Doch nicht nur, dass der Busfahrer die Gäste mit den Worten "Schwule und Dreckslesbenpack" tituliert haben soll – nach dieser Ansage seien die Betroffenen auch noch von der Mitfahrt ausgeschlossen worden. Als Begründung für den Ausschluss soll der Fahrer des Linienbusses auf die vermeintliche Gefahr einer Ansteckung mit den Affenpocken verwiesen haben.

Der Linienbus hätte die Festivalgäste an das "Ferropolis" genannte Festivalgelände auf einer Landzunge im Bergheider See bringen sollen. Die "Stadt aus Eisen" hat ihren Namen von dem Bergbau, der hier betrieben wurde – und von den als Teil eines Museums ausgestellten, großen Baggermaschinen, die prägnant über dem inzwischen als Baggersee gefluteten Gelände thronen. Die Zeitung berichtet in Rückgriff auf einen anonymen Augenzeugen, dass etwa 50 Festivalgäste an der Wendeschleife in Gräfenhainichen gewartet hätten. Als der Bus jedoch gehalten hätte und die Gäste einsteigen wollten, seien sie von dem Busfahrer durch Schubsen daran gehindert worden. Zwar hätten die von der Mitfahrt ausgeschlossenen Festivalgäste noch vor Ort die Polizei gerufen. Der Bus sei dann aber gleich wieder abgefahren.

Bei den Stehengelassenen habe es sich dem Augenzeugen zufolge um "total nette und friedliche Leute" gehandelt, die den Bahnhof in deutlich besserem Zustand zurückgelassen hätten als die Gäste anderer am Ort stattfindender Festivals. Die Polizei Dessau-Roslau bestätigte der Regionalzeitung das Vorliegen einer Anzeige gegen den Busfahrer. Gegenwärtig werde in der Sache auch durch Zeug*innenbefragungen und -vernehmungen ermittelt. Ein auf Facebook öffentlich geteiltes Video soll Teile des Vorfalls zeigen. Demnach rief der Busfahrer unter anderem noch "Ja, genau, weil das eben nicht normal ist!" und auf Nachfrage: "Selbstverständlich habe ich was gegen Schwule". Jedoch soll der Fahrer die Gäste dann, anders als im Zeitungsbeitrag dargestellt, durchaus mitgenommen haben. Nur soll er sie später nicht an ihrem Zielort, dem Festivalgelände, abgesetzt haben. Die Mitfahrer*innen hätten letztlich eine knappe Stunde laufen müssen. Der Verweis auf das MPX-Virus fällt in dem Clip jedoch nicht.

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Das Whole-Festival, das auch unter dem Titel "United Queer Festival" firmiert, wird seit 2017 von queeren Berliner Partykollektiven veranstaltet. Neben elektronischer Musik, die bei der Veranstaltung im Zentrum steht, werden diverse Performances, Workshops und Installationen geboten. Gegründet wurde das Festival, das in diesem Jahr am letzten Augustwochenende stattfand, von Chris Phillips und Raquel Fedato.(jk)

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