Bauma 2022 in München: Die vernetzte Baustelle kommt

2022-11-10 15:25:10 By : Ms. Lisa Huang

Warum sehe ich FAZ.NET nicht?

Permalink: https://www.faz.net/-gqi-ayrs6

Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur

Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler

Bis die vernetzte Baustelle kommt, dauert es noch. Bild: dpa

Auf der Messe für Baumaschinen präsentieren sich die Hersteller von Kränen, Baggern und Radladern mit ihren neuesten Modellen. Die vernetzte Baustelle kommt – irgendwann.

Permalink: https://www.faz.net/-gqi-ayrs6

W enn die Stimme des Schauspielers Bruce Willis aus den Lautsprechern in den Münchner Messehallen dröhnt, dann ist es Zeit für die größte Ausstellung der Welt: die Leitmesse Bauma, die Baumaschinen aller Art präsentiert. Alle drei Jahre zeigen Caterpillar , Liebherr , Zeppelin und in diesem Jahr mehr als 3100 weitere Aussteller auf einer Fläche von 614.000 Quadratmetern ihre neuen Modelle und Produkte. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich auf seinem Rundgang beeindruckt von digital arbeitenden Maschinen und 3-D-Druck-Verfahren für den Hausbau.

Vor allem aber ist viel Hardware zu bestaunen. „Wir waren als Branche beim Thema Digitalisierung Spätstarter“, gibt auch Sebastian Popp, Referent für den Bereich Baumaschinen des Branchenverbands VDMA, im Gespräch mit der F.A.Z. zu. Dabei wäre es dringend nötig, dass sich auf hiesigen Baustellen angesichts stark gestiegener Baukosten – Materialien und vor allem Handwerker bleiben schließlich oftmals Mangelware – etwas ändert.

Nun kann die Baumaschinenbranche freilich nichts an hohen Preisen ändern – wohl aber an Technologien arbeiten, die Bauen beschleunigen und vereinfachen, die schonender mit Material umgehen und weniger Handwerker vor Ort benötigen. Kurzum, die Maschinenhersteller könnten dabei helfen, Bauen effizienter zu machen. Dafür braucht es allerdings Standards. Und die wollte man bisher in der Branche nicht unbedingt einführen. „Ein Standard geht zulasten von Differenzierung“, erklärt Popp. Soll heißen, ähnlich wie beispielsweise in der Handybranche stellt jeder Hersteller lieber seinen eigenen Stecker her, um die Konkurrenz auszuschließen.

Das soll sich jedoch ändern: Ein branchenweites Projekt – Machines in Con­struction 4.0 (MiC 4.0) – wurde vor drei Jahren gestartet und hat zum Ziel, hersteller- und maschinenübergreifende Schnittstellen für den Datenfluss zu schaffen und dadurch die Digitalisierung und Vernetzung voranzutreiben. Auf der diesjährigen Bauma präsentiert das Projekt, dem sich mehr als 100 Mitglieder angeschlossen haben, eine erste gemeinsame Schnittstelle, die es ermöglicht, dass Schaufel oder Greifer, also sogenannte Anbaugeräte, mit der zugehörigen Baumaschine kommunizieren können – unabhängig von Marke und Hersteller.

Immobilienkauf : Vergesst den Traum vom Haus

Hohe Kosten : Bauherren wollen die Muskeln spielen lassen

Ende des Immobilienbooms : Fast 10 Prozent weniger Baugenehmigungen

Solche offenen Schnittstellen sollen nun sukzessive über alle Maschinen aufgebaut werden, erklärt Verbandsvertreter Popp. „Der Druck kam dafür ganz klar von der Kundenseite“, sagt er. Große Bauunternehmen hätten schließlich mehrere Baustellen zur selben Zeit, arbeiteten mit unterschiedlichen Maschinen diverser Hersteller. „Wenn ein Bauunternehmen dann fünf verschiedene Systeme verwenden muss, ist das ineffizient“, erklärt er. Das Ziel ist „die vernetzte Baustelle, die maschinen- und herstellerübergreifend arbeitet“, sagt Popp. Bis der Bagger mit dem Betonmischer und der Rüttelplatte spricht, wird es allerdings noch dauern.

Das Projekt kennt auch Franz-Josef Paus, Vorsitzender für den Bereich Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang führt er den gleichnamigen Familienbetrieb mit rund 300 Mitarbeitern in Emsbüren, der Maschinen für den Bergbau und die Baustelle herstellt. Sie kennen die Branche seit Jahrzehnten. Dass man da früher hätte anfangen können, das sagen auch sie. Aber: „Heute haben wir noch ganz andere Möglichkeiten, auch was die Komponenten angeht.“ Viel sei etwa schon mit Blick auf verbesserte Motoren passiert, die weniger Kraftstoff verbrauchten und dadurch nachhaltiger seien. Auch Elektrifizierung steht oben auf der Agenda. Maschinen würden per Fernwartung überprüft, was die Produktivität und Sicherheit steigere. Es sind eher die kleinen Fortschritte als die technologische Revolution.

So wie beispielsweise auch bei Putzmeister , einem Hersteller verschiedenster Betonpumpen-Produkte. Das Thema Nachhaltigkeit sei im Bau sehr groß geworden, weil die Einhaltung von CO2-Standards im Bau oft ein Kriterium sei, um die Finanzmittel zu bekommen, erzählt Vertriebschef Carsten von der Geest. Das zum chinesischen Konzern Sany gehörende Unternehmen entwickelt zum Beispiel Verfahren, damit die Produzenten von Fertigbetonteilen das Gießen automatisieren können. Herkömmlicherweise werden dafür Schalen mit einzelnen Beton-Chargen befüllt. Das neue Verfahren arbeitet mit einer Pumpe, die für einen stetigen Fluss sorgt. Kunden hätten dadurch Produktivitätssteigerungen von 500 Prozent gesehen, sagt von der Geest und plädiert für offene Systeme.

Wie wertvoll die Maschinen- und Prozessdaten sind, weiß man auch bei Liebherr – einem der Großen in der Branche. „Wenn wir die Vernetzung nicht hinbekommen, dann kommen andere, die es können“, sagt Stephen Albrecht aus dem Management. Liebherr macht im Bereich Digitalisierung und Vernetzung nach eigenen Angaben schon recht viel. In einem Projekt zeichnet eine auf einem Kran befestigte Kamera beispielsweise die Abläufe und Prozesse auf der Baustelle auf, um diese anhand der Daten zu verbessern. Auch Liebherr möchte mit „definierten Schnittstellen“ von MiC 4.0 arbeiten, da die Daten doch sehr sensibel seien. Die Brancheninitiative wird in den kommenden Jahren noch viel zu tun haben.

Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben.

Permalink: https://www.faz.net/-gqi-ayrs6

Änderungen bei Twitter : Neue Abo-Regelung führt zu Fake-Accounts von Promis

Drohende Sperrungen halten Twitter-User nicht davon ab, Fake-Accounts von Prominenten anzulegen. Sie sorgen mithilfe der neuen Abo-Regelung für Verwirrung.

Top-Manager zur Globalisierung : „Ein Rückzug aus China schneidet uns ab“

Acht deutsche Top-Managerinnen und -Manager plädieren für eine neue China-Strategie: mehr technologische Führungsstärke, weniger Abhängigkeit – und eine Fortsetzung des Dialogs. Ein Gastbeitrag.

Vergleich in den USA : Porsche kann Sammelklage wegen Spritverbrauch beilegen

Mindestens 80 Millionen Dollar, gut 1000 pro Käufer: So besänftigt Porsche amerikanische Kläger. Im Zuge des „Dieselgate“-Skandals hatte ein langwieriges Verfahren gedroht.

Präsident nach den Wahlen : Die Genugtuung des Joe Biden

F.A.Z. Frühdenker : Wie ist der Plan für die CO2-Abgabe für Mieter und Vermieter?

Top-Manager zur Globalisierung : „Ein Rückzug aus China schneidet uns ab“

Paarkolumne „Besser Lieben“ : Warum bist du bloß immer so distanziert?

© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.

Bauma-Messe: Wenn der Bagger mit dem Rüttler spricht

Wenn der Bagger mit dem Rüttler spricht

Auf der Messe für Baumaschinen präsentieren sich die Hersteller von Kränen, Baggern und Radladern mit ihren neuesten Modellen. Die vernetzte Baustelle kommt – irgendwann.

Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.

Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.