In der Bauernhof-Kita Waiblingen gibt es viele Tiere, die täglich versorgt werden wollen. Junge Besucher helfen da tatkräftig mit. Aber auch im Gemüsegarten gibt es Spannendes zu entdecken.

Morgenkreis in der Bauernhof-Kita auf dem Zillhardtshof in Waiblingen-Hohenacker: Ruhig und entspannt sitzen die Kinder im Halbrund auf Baumstümpfen ihren Betreuerinnen Corinna Bauer und Eva Klinik gegenüber. Währenddessen holt sich die Pointer-Mix-Hündin Roxy hie und da ein paar Streicheleinheiten ab. Im Hintergrund sind Kaugeräusche der Ponys zu hören, die in ihrem Paddock keine fünf Meter von der Gruppe entfernt genüsslich Heu zermalmen. Mit gemeinsamem Liedersingen starten die jungen Kita-Besucher in den Tag. Danach geht es darum, welche Aufgaben bei den Hoftieren anstehen.

„Die Enten brauchen etwas zu trinken. Sie haben Durst und wollen baden“, erklärt Corinna Bauer. Sie hat den Satz kaum ausgesprochen, da springen die Kinder schon auf, um Gießkannen und Eimer zu füllen. „Falls jemand seine Gummistiefel anziehen möchte…“, beginnt Bauer noch einen weiteren Satz. Doch die Kinder sind bereits anderweitig beschäftigt. Emsig schaffen die Mädchen und Jungen Wasser zum Freilauf der Enten, wo eine ausrangierte Duschwanne als kleiner Badeteich dient. „Geht langsam an ihnen vorbei“, bittet Corinna Bauer die Kinder um Rücksichtnahme. Nun schleichen diese behutsam an den Enten vorbei, die in einer Gruppe zusammensitzend verschlafen zu ihnen herüberblinzeln.

„Durch die Tiere wird die Empathie der Kinder geschult“, erklärt Corinna Bauer im Gespräch. Die Kindheitspädagogin hat die stellvertretende Leitung der Bauerhof-Kita inne und vertritt die Gründerin Sonja Bati, die derzeit in Elternzeit ist. In der im vergangenen September eröffneten Einrichtung habe sie genau das gefunden, was sie seit ihrem Studium gesucht habe, sagt Bauer: „Denn ich hatte schon damals das Gefühl, dass eine Regel-Kita nicht den Bedürfnissen von Kindern gerecht wird.“

Nun könne sie endlich individuell auf die Kinder eingehen, ohne feste Zeitfenster. „Wir gestalten den Tag, wie es für uns gut ist. Dabei geben die Kinder die Themen vor.“ Kaum hat sie ausgesprochen, kommt Lian freudig mit einer Feder angesprungen, die er beim Eierholen im Hühnerstall gefunden hat. Die Erzieherinnen nehmen den Fund als Anlass zu einer kleinen Quizrunde: Wem könnte die Feder denn gehören? Die Kinder müssen nicht lange überlegen. Ganz klar, einer der Puten, die sich den geräumigen Stall nebst großer Voliere mit den Hühnern und einem Truthahn teilen.

Doch in der Bauerhof-Kita dreht sich längst nicht alles nur um die Versorgung der Tiere. Im großen Sandkasten und der Spielküche kann ausgiebig gebuddelt und gematscht werden. Im Gemüsegarten werden Paprika, Zucchini und Tomaten gehegt und gepflegt, im Gewächshaus Rucola, Schnittlauch und Petersilie aus Samen gezogen. Dabei können die Kinder nicht nur beobachten, wie die Pflanzen wachsen, sondern außerdem beim Ernten und der Verwertung in der Küche helfen.

Zudem steht täglich ein Spaziergang mit Hündin Roxy auf dem Programm. Den Nebeneffekt der „Abenteuerrunde“, bei der die Flora und Fauna der Umgebung im Lauf der Jahreszeiten erkundet werden, schildert Eva Klinik so: „Roxy lehrt die Kinder zu sich zu kommen. Wer sie führen darf, muss sich konzentrieren und ruhig werden, muss auf sich und den Hund achten.“ An diesem Tag darf mit Pünktchen ein weiterer Vierbeiner mit spazieren laufen. Doch zuvor muss das Shetland-Pony noch ausgehfein gemacht werden. „Denn wenn wir davon profitieren, dass wir auf ihr reiten dürfen, dann wollen wir ihr auch etwas dafür zurückgeben“, erklärt Bauer, derweil die Kinder sich beim Striegeln, Mähne kämmen und Hufe auskratzen der Stute abwechseln.

Idee Nach ihrem Umzug von Stuttgart auf den Zillhardtshof, einem kleinen Aussiedlergehöft zwischen Schwaikheim und Waiblingen-Hohenacker, suchte Sonja Bati für ihre zweite Tochter nach einem Betreuungsangebot ähnlich dem Naturkindergarten mit Tieren, den ihre ältere Tochter zuvor in Korntal-Münchingen besucht hatte – jedoch ohne Erfolg. So entstand ihr Traum von einem Kindergarten auf dem eigenen Hofgelände.

Start Nach fast zwei Jahren Planungszeit und diversen Behördengängen verwirklichte die Erziehungswissenschaftlerin ihren Traum und eröffnete im September 2021 die Bauerhof-Kita, die sich jetzt nach und nach mit jungen Besuchern füllt. Dabei sind alle 20 Plätze der eingruppigen Einrichtung bereits vergeben.

Finanzierung Gemeinsam mit ihrem Mann Aytekin hat Sonja Bati einen Trägerverein für den Betrieb der Kita gegründet. Zusammen haben die beiden dessen Vorsitz inne. Neben den Mitgliedsbeiträgen der Eltern finanziert sich die Einrichtung auch durch einen Betriebskostenzuschuss der Stadt Waiblingen.ach fast zwei Jahren Planungszeit und diversen Behördengängen verwirklichte die Erziehungswissenschaftlerin ihren Traum und eröffnete im September 2021 die Bauerhof-Kita, die sich jetzt nach und nach mit jungen Besuchern füllt. Dabei sind alle 20 Plätze der eingruppigen Einrichtung bereits vergeben.