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2022-11-10 17:42:21 By : Mr. Jun xin

Der Aufbau aller Baumaschinen, Fahrzeuge und Stände auf der größten Messe der Welt stellt sogar das Oktoberfest in den Schatten, so aufwendig ist er.

Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie treffen von Montag an auf dem Gelände in Riem wieder Aussteller, Einkäufer und Baggerfahrer aus Bergbau und Bauwirtschaft zusammen. Ein Gespräch mit den Messemachern.

Die Schrottschere von Rotar ist ein grundsolides Werkzeug. Es gibt sie in sechs Größen. Sie verarbeitet Tonnen von Stahl in kürzester Zeit. Das Design stellt sicher, dass die Materialien tief in ihre Backen gepresst werden, wo die Schneidkraft am höchsten ist. Ein "Must-have" für jeden Schrottplatz, wirbt der Hersteller. Zu bewundern ist die Riesenschere - das kleinste Modell wiegt 2,5 Tonnen - auf der Bauma 2022.

Die Messe für die Bau-, Baustoff- und Bergbaumaschinenindustrie öffnet an diesem Montag in Riem für Fachbesucher. Eingeladen sind auch alle Neugierigen, die schon immer mal ermessen wollten, wie groß so ein gelber Komatsu-Bagger für den Bergbau wirklich ist.

Mehr als 30 Kräne ragen majestätisch in den Himmel über dem Messegelände in Riem. Der Höhenrettung dienten sie bereits für ein Probetraining in luftiger Höhe.

In seiner Schaufel hätten Nicole Schmitt und ein großer Teil ihrer sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter locker Platz. Schmitt arbeitet seit 26 Jahren bei der Messe München und ist für die Bauma zuständig, mit einer Fläche von 614 000 Quadratmetern die größte Messe der Welt. Als Projektleiterin laufen bei ihr alle Fäden zusammen: "Wir betreuen die Aussteller und vermieten die Flächen", erklärt Schmitt. "Wer steht wo? Darf er vergrößern? Klemmt es irgendwo? Was machen wir mit den Kandidaten auf der Warteliste?", sagt Schmitt. "Dann fängt das große Puzzeln an - die Aufplanung der Messe." Damit die Bauma pünktlich an diesem Montag um 9:30 Uhr ihre Drehkreuze öffnen kann.

In den Messehallen drinnen und draußen auf dem Freigelände zeigen Firmen wie Doka, Komatsu, Liebherr, Peri, Putzmeister, Sennebogen, Wirtgen, Zeppelin und viele mehr alles, was die Branche zu bieten hat: Es beginnt mit Zähnen für die Baggerschaufel. Geht weiter mit Motoren, Schalungen und Gerüsten, Bohrgeräten für den Tiefbau, Kippern und Mining Dumpers - das sind sehr große Kipper, die mit Geröll beladen werden und tonnenweise Material aus Minen transportieren. Dazu kommen allein 34 Kräne, die schon von weitem zu sehen sind, und noch Boom Booster, die mit ihren langen Auslegersystemen extrem schwere Lasten heben. Doch damit hört es nicht auf. Keine Maschine kommt heute ohne Sensorik aus, die piept oder hupt - etwa beim Rückwärtsfahren. Es gibt digitale Neuerungen für die Fernwartung und schmale Bagger für den Gartenbau. Insgesamt sind mehr als 3100 Aussteller aus 60 Ländern auf der Bauma vertreten.

Christian Lepp ist Head of Technical Services: Er sorgt dafür, dass beim sechs Monate dauernden Aufbau auf dem Freigelände alles glatt läuft.

Das Golf Cart von Christian Lepp ruckelt über das weitläufige Gelände zu einer Gruppe von Kränen. Lepp koordiniert den Aufbau der Bauma vor den Hallen und sorgt zum Beispiel dafür, dass sich die bis zu 90 Meter hohen Ungetüme mit ihren weiten Auslegern nicht ins Gehege kommen - selbst wenn es stürmt. "Viele Kräne brauchen eine Windfreistellung, das heißt, ab einer gewissen Windstärke muss die Bremse gelöst werden, damit sich der Ausleger in den Wind stellen kann", erklärt er. "Es gibt aber auch Modelle, die unten ein gewaltiges Gewicht aus Beton haben, damit sie dem Wind standhalten." Da kommen dann schon mal 100 Tonnen Gegengewicht zusammen. Allein, um die Betonteile herzuschaffen, braucht es mindestens drei Sattelzüge, für den Kran selbst noch einmal vier oder fünf 40-Tonner. Ein routiniertes Team kann so eine kirchturmhohe Stahlrohrkonstruktion an einem Tag aufstellen.

Brandfachmann Marco Spötzl prüft mit seinen Leuten Flucht- und Rettungswege auf der Bauma, damit im Ernstfall schnell geholfen werden kann.

Auf der Bauma sind die Kräne nicht nur Ausstellungsobjekt, sie haben auch einen praktischen Zweck: Vor ein paar Tagen kam ein Team von Männern und Frauen mit dem Rettungshubschrauber Christoph 1 aufs Messegelände, um an einem Baukran zu üben, wie sich Personen aus luftiger Höhe retten lassen. "Ziel ist es, sich an die Höhe zu gewöhnen", sagt Brandamtsrat Marco Spötzl, der im Golfkarren neben Lepp sitzt. "Es ist doch etwas anderes, 30 Meter eine Drehleiter hochzugehen oder auf einen Baukran mit 70, 80 Metern zu steigen." Die Berufskletterer retten im Ernstfall zum Beispiel verunglückte Bauarbeiter aus Schächten - oder eben Kranfahrer mit Herzinfarkt. "Es kommt in München alle zwei Jahre vor, dass ein Kranfahrer gesundheitliche Probleme hat und mit Hubschrauber oder der Schleifkorbtrage runtergeholt werden muss", sagt Spötzl. Auf der Bauma war so ein Einsatz zum Glück noch nicht nötig.

Der Aufbau der Messe dauert länger als das Aufstellen der Festzelte und Fahrgeschäfte für die Wiesn. Große Firmen wie Liebherr, Peri und Wirtgen haben schon vor einem halben Jahr damit begonnen, ihre mehrgeschossigen Stände zu errichten. Sie sind so imposant, dass mancher sie schon für neue Messegebäude gehalten hat. Lepp und Spötzl sind mit ihren Experten für die Sicherheit der Standbauten zuständig. Der Brandamtsrat prüft Flucht- und Rettungswege und schaut, ob wirksame Löscharbeiten möglich sind. Auf der Bauma können bis zu 150 000 Besucher zur gleichen Zeit anwesend sein, weit mehr als Rosenheim Einwohner hat, gut 60 000. Viel Verantwortung also für die Brandschützer.

"Alles, was man fährt, da muss der Fahrer mal auf dem Bock gesessen haben und sagen: Passt!", sagt Bauma-Chefin Schmitt.

Wie viele Menschen kommen werden, ist für die Messemacher seit Corona schwierig abzuschätzen. Bauma-Chefin Schmitt ist optimistisch, die 18 Hallen und das Freigelände seien fast ausgebucht. "Die Menschen haben erkannt, dass physische Treffen durch nichts zu ersetzen sind", sagt sie. "Wenn sie Vertrauen aufbauen und Geschäfte abschließen wollen, müssen sie sich in die Augen schauen und nicht in das Loch der Laptop-Kamera." Ebenso wichtig wie der menschliche Kontakt ist den Besucherinnen und Besuchern aber auch der prüfende Blick auf die bunt glänzenden Gerätschaften. Halten sie, was sie versprechen? Das lässt sich auf einer Messe viel besser einschätzen als im Video.

"Alles, was man fährt, da muss der Fahrer mal auf dem Bock gesessen haben und sagen: Passt!", sagt Schmitt. Sie weiß aus Erfahrung, dass ein Pumpenfahrer den Einkäufer einer Betonpumpe durchaus dahingehend beeinflusst, welche Pumpe gekauft wird. Einen Muldenkipper, der locker 500 Tonnen wiegt, darf man selbstverständlich nicht Probe fahren auf der Messe, einen Bagger schon. Zudem führen die Unternehmen ihre Maschinen selbst vor. "Wir wollen, dass die Besucher den Bagger auch in Bewegung sehen", sagt Lepp. Die Vorführungen sorgen regelmäßig für große Menschentrauben.

Prüfender Blick in die Höhe: Große und kleine Menschen sind fasziniert von den Maschinenriesen.

Auf fast alle, die im Alltag nichts mit den Maschinenriesen zu tun haben, machen sie großen Eindruck. Auch für viele Profis sind Muldenkipper in Aktion noch immer aufregend. Zwar ist die Bauma vor allem eine Fachmesse und kein Spielplatz für große und kleine Kinder. Aber jeder, der Nachwuchs hat, kennt die Faszination, die große Baufahrzeuge auf kleine Menschen ausüben. "Baggah!", rufen sie begeistert, wenn man in der Stadt eine Baustelle kreuzt. Auch in Erwachsenen lebt die Begeisterung oft noch fort. Vor allem am Wochenende lockt die Bauma viele Familien aus München und Umgebung an.

Ohne Frank Pastior und seinen Verkehrsleitstand droht Stau auf Münchens Autobahnen: Er steuert den Besucherverkehr und managt die Parkplätze auf der Messe.

Mehr als die Hälfte der Gäste kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die U-Bahn fährt zur Messe teilweise alle drei Minuten statt alle fünf. Trotzdem sei vor allem morgens auf der U 2 mit Engpässen zu rechnen, warnt die Münchner Verkehrsgesellschaft. Bei drohender Überlastung könnten einzelne Bahnhöfe kurzzeitig gesperrt werden. Auch auf Straßen und Messeparkplätze wird es einen Ansturm geben. Frank Pastior kümmert sich darum, dass der Verkehr möglichst fließt. Er und sein Team für Logistik lenken die Sattelschlepper für den Auf- und Abbau, regeln während der Messe den Verkehr der Aussteller und Besucher, und lotsen sie zu Parkplätzen.

Damit der Stau der Anreisenden nicht zu frustrierend wird, hat Pastior im Parkhaus West eine Verkehrsleitzentrale eingerichtet. 14 Leute arbeiten hier während der Bauma, darunter Mitarbeiter von Polizei und Autobahngesellschaft. Auf ihren Bildschirmen laufen Videos und Zahlen zur Verkehrsbelastung. "Damit wir sehen können, was auf uns zurollt, haben wir Zugriff auf die Videokameras der Autobahnen", sagt Pastior. So kann sein Team entscheiden, wie es den Verkehr am besten lenkt. Dabei helfen dynamische Textanzeigen auf den Straßen. Eine besondere Herausforderung ist das Wochenende: Wenn die Firmen ihre Mitarbeiter zur Bauma chauffieren, kommen bis zu 900 Reisebusse am Tag. "Meines Wissens gibt es keine einzige Veranstaltung auf der Welt, die an einem Tag so viele Busse hat", sagt Pastior, "auch das Oktoberfest nicht."

Kolossale Kräne, beachtliche Bagger und mächtige Muldenkipper: Die Bauma gilt als größte Messe der Welt. Am besten lässt sich der Aufbau aus der Luft überblicken. Ein Rundflug.

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